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Sommer

Veröffentlicht am 21.06.2023

Der Sommer zieht vorbei, er hat das Wesen des Weitergehens, des Vorbeigehens, des Nie-dableibens, des immer schon Vorbeiseins.

Der Sommer ist Zeiten die nie bleiben, Momente die zerfliessen. In der Hitze verbrennend, liegen sie im Wasser, immer wissend, dass sie nicht mehr lange dauern.

Gründe die davonschwimmen, das ist der Sommer.

Im Sommer sind immer Tränen des Vorbeis, Tränen bei jedem Regenschauer, weil er die Herbstluft bringen könnte. Da ist man sich nie sicher. Der Sommer ist seinem Wesen nach immer schon vorbei.

Der Sommer ist immer schon weitergezogen. Er ist wie die Gründe die nie bleiben. Dahingesagtes ist im Sommer noch leichter. 

Der Sommer möchte dass man ihn anfleht: bleib!, bleib! Wenigstens noch einen Tag. Bleib bei mir, lass mir nur noch eine weitere Stunde mit dir. Das ist sein Wesen, der Sommer möchte gebeten werden, wie ein eingebildeter Liebhaber. Das ist Sommer.

Im Sommer bricht die Zeit des Behaltenwollens an. Und er gibt uns darin in aller Deutlichkeit seine Lehre der Aussichtslosigkeit des Zeitenspiels zu verstehen.

In den Stunden des sommerlichen Nichtstuns, in diesen Stunden der barfüssigen Leichtigkeit, des nackten Sonnenbades, des Eintauchens in die Fluten, in diesen jenseitigen Stunden, muss man doch immerzu durchgehen durch diese Zeit, immer unfähig das Beste daraus zu machen, immer schon zerronnen, schon vorbei. Stunden der Mittagshitze ersehnt und ausgedacht und dann immer schon weitergezogen, immer schon vorbei.

Im Sommer bin ich die Königin. Sich als Königin im kühlen Schatten die Untertanen der Mittagshitze ansehend und sogleich auf die Knie sinkend flehend bitten: Bleib! Bleibt bei mir, bleib! Nur noch einen Tag. Lass mich nicht ohne dich zurück.

Ach und dann die Füsse! Die Füsse sind die Meister des Sommers. Sie nehmen ihn wie er ist, sie sind seine Verbündeten. Oder mehr noch, da ist glaube ich ein geheimes Band der Liebe zwischen ihnen. Hier ist kein Vorbei, keine Befürchtung des Verlassenwerdens, kein Spiel der Macht. Zwischen ihnen ist die Liebe nett und leicht und stürmisch und roh, sie ist wie sie ist, nice and easy and rough.

Die Füsse sind die Geliebte des Sommers. Er gibt ihnen die Wärme und sie schmiegen sich an, vergnügen sich beim Tanz über Steine, beim Wühlen im Sand. Und sogleich möchte er seiner Geliebten Abkühlung verschaffen und umschmeichelt sie sanft mit salziger Meeresbrandung. Bereitwillig nimmt die Geliebte seine kühle Liebkosung an, als wäre es ihr Geburtsrecht. Der Sommer und die Füsse, das ist glaube ich ein Liebespaar, hier ist die Liebe nett und leicht und stürmisch und roh. Nice and easy and rough.

Wer zu sterben weiss, der stirbt im Sommer. Der Sommer ist die beste Zeit zum Sterben. Besser als in den Armen der anderen drei ist es im Sommer.

Der Sommer ist der Geliebte, von dem ich in den Tod begleitet werden möchte. In seinen Armen möchte auch ich sterben. Tina wusste schon immer wie man’s am Schluss richtigmacht.

Sie sagt in ihren Liedern: Du fragst nie wie es mir geht und du behandelst mich nicht gut. Ich sage das auch und singe die Melodie: du kommst und gehst wie es dir passt. Du bist Immer-schon-vorbei.